Dr. phil. Berta C. Schreckeneder
Praxis für Beziehungstherapie
Bald in Rente – Angst und Freude

Bald in Rente – Angst und Freude

Traum oder Albtraum – in Rente gehen. Manche können es kaum erwarten, andere können es sich gar nicht vorstellen – für beide kommt mit dem Ausscheiden aus dem Unternehmen das Gleiche auf sie zu: Ein Leben ohne die tägliche Arbeit. Der Kontakt mit den Kollegen, die Anerkennung der Führungskraft, der geregelte Tagesablauf – all das ist mit einem Schlag weg. All das, was bisher im Alltag stabilisierend und strukturierend wirkte, ist vorbei. Egal, ob schöne oder unschöne Erfahrungen in einem Unternehmen – sie gaben dem ganzen Leben eine Struktur und Regeln.

Nun geht es darum eine ganz neue Rolle zu lernen. Unter anderem sind

  • die eigenen Bedürfnisse, die Motivation für Neues zu ergründen.
  • Kommunikationsstrukturen, neue soziale Netze sind zu schaffen, sowie auch
  • die Versorgung für sich zu gewährleisten ist (wenn bspw. das gewohnte Kantinenessen weg fällt),

Eine Standortbestimmung, eine Reflexion und aufbauende Entscheidungen sind gefragt.

Machen Sie sich rechtzeitig Gedanken! Was braucht es für ein gutes Ausscheiden aus dem Arbeitsleben und wie kann es  im Leben danach aussehen?

Als zukünftiger Pensionist kann ich dem Unternehmen eine saubere Übergabe meiner Aufgaben anbieten und umsetzen. Manche Jobs mit einer großen sozialen und/oder fachlichen Komplexität erfordern eine Übergabe von 1 bis 2 Jahren, das ist zu berücksichtigen. Gerade in Arbeitsbereichen, in denen sehr viel Wissen beim Einzelnen liegt, braucht es länger den Nachfolger einzuarbeiten. Ob jemand also im Guten das Unternehmen verlassen wird, hängt vom Unternehmen UND vom Einzelnen ab.

Der Ehepartner oder Lebenspartner, der noch in Arbeit ist oder schon länger in Pension ist,

  • kann glücklich sein, endlich mehr Zeit mit dem anderen zu haben oder
  • lange vorher Panik schieben, weil der andere jetzt immer da sein wird.

Auch hier kann der zukünftige Pensionist mit den wichtigsten Menschen um sich ins Gespräch gehen. Man kann anderen signalisieren, eigene Interessen zu haben und mehr Zeit für gemeinsame Interessen zu haben. Grundsätzlich gilt: Weder die Kinder, der Partner, noch sonst jemand ist für das Glück eines Pensionisten verantwortlich.

Wer alleine lebt und wenig soziale Kontakt außerhalb des Jobs hat, braucht vor allem den Blick auf ein neues soziales Netz. Menschen brauchen andere, selbst der, der mit anderen nur streitet. Das ist ja auch eine Form von Beziehung. Primär ist hier der Blick auf das Gesundheitsrisiko Einsamkeit. Generell kann der fehlende soziale Kontakt mit anderen

  • zu körperlichen Krankheiten, wie Krebs,
  • zu psychischen Krankheiten, wie Depressionen (Selbstmordrate bei Menschen über 60 höher als bei anderen Bevölkerungsgruppen),

führen.

Wesentlich ist der Blick nach vorne: Haben Sie noch etwas vor in Ihrer Pension? Wollen Sie noch etwas sinnvolles aufbauen? Ein Projekt für Menschen oder Tiere oder wollen Sie eine ehrenamtliche Arbeit übernehmen, Jugendliche begleiten, Tiere schützen, usw.? Was immer es ist, überlegen Sie solche Dinge schon bevor die komplette Struktur des bisherigen Lebens weg fällt.


Wirklich entspannt in der Rente ist der Mensch, der sich noch für etwas gebraucht fühlt, sich von anderen geschätzt fühlt. Widmen Sie Ihre Zeit sinnvollen Dingen. Das ist ein Garant für Ihre Gesundheit und ein glückliches Leben.

 

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Beitragsfoto: Senior Entspannt fotolia #111768891 | Urheber: detailblick-foto

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